Montag, 5. Februar 2024

Stoizismus


Stoizismus ist wieder in. Was wohl Marc Aurel dazu sagen würde? Fragen wir ihn doch selbst.

Sehr vereinfacht gesagt, empfiehlt der Kaiser: Finde deine Mitte. Lass dich nicht zu emotionalen Exzessen hinreißen. Weder im Guten noch im Schlechten. Erwarte nichts und fürchte nichts. Gehe beständig voran. Mit einem wissenden Lächeln. Aber wisse immer, dass du nichts weißt

Eine Philosophie der Demut und der stillen Tapferkeit. Des Widerstands gegen den Überschwang und die Verzweiflung. Des Weges als Ziel. Der Selbstkontrolle und Askese.

Aber wozu? Warum überhaupt vorangehen, wenn nichts zu erwarten ist? Was soll das alles?

Berechtigte und doch absurde Fragen. Ganz und gar nicht stoisch.

Trotzdem beantwortet sie Marc Aurel. Mit der Idee eines großen Ganzen. Einer ordnenden Gewalt. Eines Masterplans, der sich unserem Verständnis entzieht. Er nennt keinen Gott und keine Götter. Und doch ist da etwas, das alle Fäden in der Hand hält. Allmächtig, allumfassend und geheimnisvoll.

Hier kann der moderne dem antiken Stoiker nicht mehr folgen. Die Wissenschaft hat die Götter vom Thron gestoßen. Das Mysterium des göttlichen Willens ist dem Mysterium der mathematischen Formeln gewichen. Wir fragen und forschen, statt zu staunen und zu beten.

Aber die Mysterien bleiben. Mal schüchtern sie uns ein, machen uns Angst, lähmen uns. Dann wieder reizen sie unsere Neugier und treiben uns weiter voran.

Zum Beispiel dieses: Warum schaffte ausgerechnet der weise Marc Aurel die nicht ganz törichte Institution des Adoptivkaisertums ab und ernannte seinen nichtsnutzigen Sohn Commodus zum Nachfolger? 

Viele Wissenschaftler haben diese Frage in aller Ausführlichkeit erörtert. Wie üblich konnten sie sich nicht auf eine Version einigen. Eine kurze, wenn auch wenig tröstliche Antwort: 

Nobody’s perfect.

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