Donnerstag, 11. Juli 2024

Wenn es um Afrika geht, wird DeepL zu DeppL

Afrika ist im Kommen. Das liest man immer wieder. "Kontinent der Zukunft", weil sehr junge Bevölkerung. Für viele dementsprechend potentielles Arbeitskräfte- und Beitragszahlerreservoir für langsam aussterbende Industrienationen. Natürlich auch Schauplatz neokolonialer Ausbeutungsphantasien (alte und neue Rohstoffe locken, zum Beispiel der letzthin so gehypte grüne Wasserstoff). 

Trotzdem: Gemessen an der Bevölkerung ist der Anteil am Welthandel immer noch sehr gering. Vom Wohlstandsniveau ganz zu schweigen. Auch sonst fühlen sich besonders junge Afrikanerinnen und Afrikaner noch immer marginalisiert, beklagen die einseitige Katastrophen- und Kriegsberichterstattung in westlichen Medien, fordern die Rückgabe der im 19. Jahrhundert geraubten Kulturschätze, engagieren sich für die Reform der, wie sie meinen, neokolonialen Handels- und Wirtschaftsstrukturen, kritisieren Demokratiedefizite, Korruption und Unfähigkeit ihrer oft kleptokratischen und meist auch autoritären Eliten.

Kürzlich hatte ich Gelegenheit, mit einer kenianischen Journalistin und Aktivistin zu sprechen. Diese sprach von meiner Kultur als "hegemonial", sah Afrika und seine Bewohner noch immer an den Rand gedrängt, warf dem Westen Ignoranz und Desinteresse an Afrika vor. Alles nur eingebildet?

Heute wollte ich eine Grußformel aus dem Deutschen oder Englischen in das Kiswahili übersetzen und befragte dazu die Übersetzungsmaschine DeepL. Ergebnis: Kiswahili hat es nicht in die Sprachauswahl geschafft. Obwohl es in ganz Ostafrika (Kenia, Uganda, Tansania, dem Norden Moçambiques, dem Osten der "Demokratischen" Republik Kongo und auch in Rwanda und Burundi) verstanden und gesprochen wird. Das sind etwa 200 Millionen Menschen. Auch andere afrikanische Sprachen fehlen, wenn man einmal von Arabisch absieht. 

Dafür bietet DeepL Ungarisch, Tschechisch, Finnisch, Slowakisch, Slowenisch und natürlich (wahrscheinlich seit Neuestem) auch Ukrainisch an. Tja, wenn es um Afrika geht, wird DeepL offenbar zum DeppL. Marginalisierung? Klar. 

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