Dienstag, 9. Juli 2024

Spanische Wegschnecken


Die Klein-, Mittel- und Großgärtner unter uns haben es sicher schon mitbekommen: Es ist ein Schneckenjahr. Die spanische Wegschnecke, in den Achtzigern per Warenverkehr aus Iberien importiert, frisst sich durch Deutschlands Gärten, labt sich an den Früchten und vor allem Blättern mühsam gezogener Nutz- und Zierpflanzen, hinterlässt unschöne Löcher oder frisst sie gleich ganz kahl. Bekannte Hausmittel (Bierfallen, Kaffeepulverstreuung) oder Chemiekeulen (Schneckenkorn, ohnehin seit langem ausverkauft) können den gefräßigen Schleimern nichts anhaben. Wer sich eben noch fragte, was sich der oder die Schöpfer*in seinerzeit beim Entwurf des Modells Stechmücke gedacht haben mag, verzweifelt nun vollends und kommt zu dem Schluss, dass es sich eigentlich nur um eine/n Sadist*innen (oder außen) handeln kann.

Wie dem auch sei, das einzige Mittel gegen die Schnecken ist die Anwendung der aus dem Vietnamkrieg bekannten S&E-Taktik (Search & Destroy). Seit Wochen durchkämme ich, bewaffnet mit einer Schere, vor allem abends und sogar nachts den Garten, stöbere Schnecken auf und befördere sie mittels Zentralschnitt (einmal in der Mitte durch) ins Jenseits. Body Count der letzten Nacht: etwa dreißig. Es gab aber auch schon Tage, an denen ich es auf einhundert brachte. Schön ist das nicht, aber wenn es darum geht, Kohlrabi, Dahlien, Auberginen und andere Gewächse vor der Verstümmelung oder dem sicheren Tod zu bewahren, darf man nicht zimperlich sein. War is hell, wie es so schön heißt.

Anfangs zierte ich mich noch vor der Scherenschnittmethode. Im ersten Feldzug sammelte ich die Schnecken per Hand in eine Schüssel, goss Wasser darauf und hoffte, dass sie ertrinken würden. Doch die Schnecken ließen sich nicht beeindrucken, krabbelten in aller Seelenruhe wieder aus der Schüssel heraus. Daraufhin entfachte ich ein Feuer und verbrannte die Gefangenen auf dem Scheiterhaufen. Mir wird heute noch ganz schlecht, wenn ich daran denke. Da erscheint mir ein sauberer Schnitt nicht nur wirksamer, sondern auch humaner. Und ich muss die widerlichen Biester nicht mehr anfassen, was auch mit Gartenhandschuhen alles andere als angenehm ist. Obwohl sich der Schnitt ebenfalls recht unappetitlich darstellt, denn sobald die Außenhaut der Schnecke durchtrennt wird, ergießt sich ein Strom zähflüssigen, glänzenden, halb durchsichtigen, halb schwarzgrauen Schleims auf den Gartenboden. Daran werde ich mich nie gewöhnen.

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