Freitag, 16. August 2024

Bericht zur Lage


Kurzer Bericht zur Lage:

Berlin ächzt unter einer tropischen Hitzewelle. Das erinnert mich an meine Zeit in Afrika, obwohl dort Temperaturen und Luftfeuchtigkeit wohl noch extremer gewesen sein dürften, ganz zu schweigen von der Äquatorsonne, die sich bei jedem Spaziergang (in Afrika eine ganz und gar absurde Art des Zeitvertreibs) nach Kräften bemühte, mir das noch verbliebene Resthirn aus dem Kopf zu brennen.

Aber Afrika hin, Hitze her, die hiesigen Mücken scheinen sich auch das ein oder andere vorgenommen zu haben. Einige kürzlich erschienene Stichschwellungen deuten auf invasive Arten hin, die sicherlich gekommen sind, um zu bleiben.

Überdies fühlen sich die spanischen Wegschnecken nach wie vor äußerst wohl, tun sich an den mühsam gezogenen Auberginen in meiner Sommerresidenz gütlich, fressen sich buchstäblich durch die frühreife Frucht, dass man sich fragt, wohin sie das alles verdauen. 

Hinzu kommt das Gefühl, das die Menschen entweder im Urlaub oder kurz davor oder kurz danach sind, also wenig Neigung verspüren, zum beliebten Dienst nach Vorschrift überzugehen. Das entschleunigt den Geschäftsalltag, bringt Zeit für Vertreibe wie diesen hier und sogt für ein ungewohntes Gefühl der Verbundenheit mit anderen Leuten, getreu der Devise, geteilte Freud ist doppelte Freud. 

Geradezu diebisch freut es mich, dass bei Videokonferenzen meine Gesprächspartner:innen (und :außen) nicht sehen können, dass meine Füße in einer Schüssel wunderbar kalten Berliner Leitungswassers baden (Wie weiland Palmolive in den Achtzigern: "Sie baden gerade Ihre Füße drin.")

Abgesehen davon berichtet die Presse, dass hinter dem notorisch unterberichteten Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines vielleicht doch die Ukrainer stecken könnten. Möglicherweise wurde der kühne Plan bei einem wodkaseligen Beisammensein verantwortlicher Militärs und Politgrößen ausgeheckt, die sich darüber freuten, dass sie dank westlicher Geheimdienstinformationen den russischen Angriff zunächst zurückgeschlagen hatten. 

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe die Ukrainer, aber ich habe trotzdem Angst davor, dass sie in ihrem (durchaus nicht unverständlichen) nationalistischen Übereifer und Russenhass keinerlei Skrupel haben, wenn nötig die ganze Welt in Brand zu setzen. Deshalb auch die merkwürdige Sommeroffensive im Raum Kursk, die einmal mehr Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg hervorruft. Geht es nur mir so, oder ist es ein bisschen gruselig, die Namen Charkow, Don und Kursk nach über achtzig Jahren wieder in Frontberichten zu lesen, selbst wenn sie bisweilen eingeukrainischt sind? 


Da fällt mir ein, dass ich vor einigen Wochen den Kaltkriegsthriller "Des Teufels Alternative" des britischen Autoren Frederick Forsythe aus dem Jahr 1979 las. Darin kapern ukrainische Nationalisten einen Ölsupersupertanker und drohen damit, ihn in die Luft zu sprengen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Genauer gesagt, geht es ihnen darum, eine Einigung zwischen der UdSSR und den USA bezüglich diverser Getreidelieferungen und Abrüstungsmaßnahmen zu hintertreiben. Die Gefahr eines von Kreml-Hardlinern befürworteten Dritten Weltkriegs im Fall eines Verhandlungsmisserfolgs scheint den Herren Ukrainern dabei egal zu sein. Ein beinahe, aber hoffentlich nicht allzu prophetischer Roman aus einer Zeit, in der, ich muss es gestehen, im Unrechtsstaat sozialisierte Deutsche wie ich nicht einmal wussten, dass es so etwas wie eine Ukraine und Ukrainer überhaupt gibt.


Abgesehen davon läuft der Countdown für die Wahl in drei deutschen Bundesländern. Die Wahlplakate überbieten sich an Absurdität, ein Heiliger, wer da nicht zum Zyniker wird. Der sächsische Landesfürst Kretschmer schwenkt, ohne mit der Wimper zu zucken, auf die Linie der Konkurrenz von rechts ein, will offenbar im Alleingang die Atomkraft wieder einführen, von der Kohleverstromung ganz zu schweigen, der, seinen Verlautbarungen nach zu urteilen, eine unerwartete Renaissance bevorsteht. Isch werd vorrüggt, kann man da nur sagen, ohne so recht zu wissen, ob ein derart skrupelloses und prinzipienloses Machtklammern noch unter Ulk oder schon unter Evilness zu verbuchen ist.

Das alles mag sich für manche besorgniserregend lesen, mir bleibt nur zu versichern, dass in ein bis zwei Jahren all diese "breaking news" schon wieder Schnee aus grauer Vorzeit sein und niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken werden. Amen.



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