Donnerstag, 30. Mai 2024

Wort des Tages: Oikophobie


"Oikophobie ist die Angst und Abscheu vor der eigenen Kultur. Sie steht im Gegensatz zur Xenophobie, der Angst vor dem Fremden und Anderen."

Schreibt Marc Neumann heute unter Bezug auf Benedict Beckelds 2022 erschienenes Buch Western Self-Contempt: Oikophobia in the Decline of Civilizations

Demnach ist Oikophobie ein Symptom für Niedergang und Dekadenz und folgt wohl unvermeidlich auf Erfolg, Triumph und Macht. Man wird satt und faul, langweilt sich im als selbstverständlich erachteten Wohlstand und beginnt schließlich, sich vor sich selbst zu ekeln. Man lässt kein gutes Haar an der eigenen "Zivilisation", sucht Ablenkung und Inspiration beim Anderen, Fremden. Sympathisiert mit den vermeintlich Unterdrückten, die ihre Opferrolle geschickt konstruieren und ausnutzen, um an die Fleischtöpfe der einstigen Eroberer zu gelangen, oder selbst zu Eroberern zu werden.

Beispiele: Athen, Rom, vielleicht auch das British Empire. 

Angeblich prominenter Vertreter: mein Lieblingsphilosoph, der Kyniker Diogenes von Sinope. Der "hinterfragt sich bis hin zum Selbsthass", "rümpft über alles Griechische die Nase, entsagt im Fass dem griechischen Leben" und bezeichnet sich als "kosmopolites".

In seinem kurzen Essay schlägt Neumann den Bogen zu den woken westlichen Wohlstandskindern, die heute im Chor mit Islamisten das Ende Israels und/oder Amerikas fordern.

Ich frage mich, was der nackte Diogenes in seiner Tonne wohl dazu gesagt hätte. Wahrscheinlich hätte er nur verächtlich ausgespuckt.

Bild: Jean-Léon Gérôme "Diogenes" (1860), Walters Art Museum.

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